Aus sechs mach zwölf

Vivien Schulken hatte Polen gar nicht so richtig auf dem Schirm, als sie ihre Zusage für kulturweit bekam. Nach sechs Monaten Freiwilligendienst wollte sie dann aber doch noch nicht zurück.

Viven und andere Freiwillige in Warschau vor dem berühmten Kulturpalast in Warschau.

2020 bekam ich – wegen der Corona-Pandemie kurz vor knapp – das Angebot sechs Monate in einen kleinen Ort namens Końskie in Polen zu gehen und dort an einer PASCH-Schule vom Goethe-Institut beim Deutschunterricht zu helfen.

Ich war davor noch nie in Polen und wäre dort wahrscheinlich auch niemals hingereist, wenn ich nicht von kulturweit diese Möglichkeit bekommen hätte. Ich bin ganz ehrlich: Ich wusste wirklich nicht viel über Polen und so stieg ich Mitte Oktober in den Zug und fuhr in das kleine Dorf südlich von Łódz.

Kaum dort angekommen, erwartete mich schon die erste Herausforderung.

Meine Vermieter*innen, ein älteres Ehepaar, sprachen weder Englisch noch Deutsch, und ich natürlich kein Wort Polnisch. Die Kommunikation lief anfangs komplett über Google Translate und das war nicht ganz einfach.

Ich wurde in den nächsten sechs Monaten jedoch überrascht davon, dass die Sprachbarriere wirklich das einzige Problem hier war. Keinesfalls jedoch gab es einen Mangel an Interesse, seitens der Bewohner*innen von Końskie, sich mit mir zu unterhalten, zu treffen oder mich zum Essen einzuladen. Die Gastfreundschaft von so vielen Familien dieses Ortes hat die, leider sehr kalten und Paniemie-bedingt oft einsamen, sechs Monate auf dem Land für mich zu einer dennoch wunderbaren Zeit und Erfahrung gemacht.

Nach sechs Monaten veränderte sich noch einmal alles.

Eigentlich hatte ich geplant nur für sechs Monate in Polen zu bleiben. Eigentlich, denn zufällig bekam ich mit, dass für die nächsten sechs Monate eine Stelle in Olsztyn, einer wunderschönen Stadt im Norden Polens, unbesetzt bleiben würde.
Nach Olsztyn wollte ich unbedingt und so kümmerte ich mich um die Verlängerung meines Freiwilligendiensts auf 12 Monate und einen Wechsel der Einsatzstelle.

Ende März kam ich dann in meinem neuen Zuhause, einer Wohnung, die ich mir mit zwei weiteren Freiwilligen teile, an.

Wie durch ein Wunder schlug dann endlich auch das Wetter um und der eiskalte polnische Winter machte dem Frühling Platz. Ich war total aufgeregt nochmal eine ganz neue Erfahrung an einer neuen Arbeitsstelle mit neuen Menschen machen zu dürfen.
Ich war die erste Freiwillige an der Grundschule in Olsztyn und ich hatte aus meinem ersten Halbjahr gelernt: Bei der Arbeit als Freiwillige ist Kommunikation mit der Ansprechperson das Allerwichtigste! Und mit dieser Einstellung machte die Arbeit auch an meiner zweiten PASCH-Schule unglaublich viel Spaß!

Abschließend kann ich sagen, dass die 12 Monate Freiwilligendienst in Polen die herausforderndste, lehrreichste, erlebniserfüllteste, bereicherndste Zeit meines Lebens waren. Ich bin dankbar für all die Möglichkeiten, die sich mir ergeben haben, damit mein Freiwilliges Soziales Jahr so einzigartig wurde.