Begleitet mich auf meinem Arbeitsweg und macht mit mir einen kleinen Spaziergang durch das moderne und antike Athen.
Zuhause in Exarcheia
Wenn ich aus meiner Haustür trete, befinde ich mich in Exarcheia, einem autonomen und anarchistischen Viertel im Norden Athens. Es ist sehr bunt – buchstäblich, denn alle Häuser sind besprüht und bemalt mit Street Art, die häufig auf politische Entwicklungen oder soziale Umstände anspielt oder sie kommentiert. Mein Weg führt mich erst zum archäologischen Nationalmuseum, in dem wunderschöne, weltberühmte Objekte ausgestellt sind. Anschließend komme ich am Polytechnio, der technischen Hochschule, vorbei. Dies war der Ort der Aufstände gegen die Militärdiktatur (1967–1974). Student*innen protestierten und besetzten die Hochschule 1973, woraufhin sie vom Militär blutig gestürmt wurde. Dies markierte den Beginn der internationalen Proteste gegen die Militärjunta, in deren Folge sie fiel.
Um die Ecke liegt ein weiterer Erinnerungsort moderner griechischer Geschichte. Hier wurde am 6. Dezember 2008 der 15-jährige Alexandros-Andreas Grigoropoulos von Polizisten erschossen, was landesweite Demonstrationen auslöste. Der Ort ist leicht zu erkennen, denn zu seinem Andenken legen Menschen noch heute Blumen an diesem Ort nieder und veranstalten am Jahrestag Demonstrationen.
Vorbei am Navarinou Park
Eine Straßenkreuzung weiter liegt der Navarinou Park. Die Bürger Exarcheias brachen hier im März 2009 den Asphalt eines Parkplatzes auf, um Bäume und Büsche zu pflanzen und ihn in eine kommunale Platz- und Gartenanlage umzuwandeln. Hier werden Tomaten angebaut, Versammlungen abgehalten, Theaterstücke aufgeführt und Kinder spielen auf einem Spielplatz. Die Wandmalerei eines Cello spielenden Katers überblickt das Geschehen. Regisseurin Stella Hüneke drehte einen Dokumentarfilm zum Ort.
Im Deutschen Archäologischen Institut (DAI) Athen angekommen, einem neoklassizistischen Gebäude, das der berühmte Archäologe Heinrich Schliemann im 19. Jahrhundert bauen ließ, steige ich den eindrucksvollen Treppenaufgang hinauf. Zwar wurde ich während meines Studiums der Archäologie fachlich gut vorbereitet, dennoch war ich sehr gespannt darauf, wie der Arbeitsalltag der Archäolog*innen im DAI Athen ablaufen würde.
Das DAI Athen führt sehr viele unterschiedliche Projekte und Ausgrabungen durch und ist in verschiedene Abteilungen aufgeteilt. In einigen dieser Abteilungen durfte ich mitarbeiten und konnte Einblicke in verschiedene Arbeitstätigkeiten von Archäolog*innen gewinnen.