"Langweilig wird mir nie"

Von März 2016 bis März 2017 unterstützte Henriette Mönch als kulturweit-Freiwillige das DAAD-Informationszentrum Bogotá. Wir sprachen mit ihr über ihre Erfahrungen in Kolumbiens Hauptstadt

Weshalb hast Du Dich für einen Freiwilligendienst mit kulturweit entschieden?

Henriette Mönch: Nach meinem Bachelorabschluss wollte ich einen längeren Auslandsaufenthalt machen, am liebsten in Südamerika. Ich wollte aber nicht einfach nur reisen, sondern viel mehr eine Art Praktikum oder Freiwilligendienst absolvieren, bei dem ich die Chance habe, Land, Leute und Kultur richtig kennenzulernen. Durch meine Freunde und Familie hatte ich viel Gutes über kulturweit gehört. Der kultur- und bildungspolitische Aspekt des Freiwilligendienstes und die Kooperationspartner von kulturweit haben mich besonders angesprochen.

kulturweit bietet vom Goethe-Institut bis zur Deutschen Schule zahlreiche Arbeitsfelder. Was hat Dich daran gereizt, gerade den DAAD in Südamerika zu unterstützen?

Ich studierte Interkulturelle Europa- und Amerikastudien und bin dadurch sehr an der Kulturpolitik Lateinamerikas, aber auch Deutschlands interessiert. Der DAAD bietet zahllose Stipendien und Förderprogrammen für ein Studium oder Forschungsaufenthalte in Deutschland an. Durch die Vielfalt an Programmen hatte ich den Eindruck, bei vielfältigen Aufgaben mitwirken zu können und dass mir meine eigenen Erfahrungen und Auslandsaufenthalte nützlich sein könnten.

Wie sah dein Arbeitsalltag im Informationszentrum aus?

Hauptsächlich habe ich Menschen beraten, die sich für ein Studium in Deutschland interessieren. In unserer wöchentlichen Präsentation war ich für den Teil zu Studienvoraussetzungen in Deutschland und allgemeine Informationen zum Studentenleben verantwortlich. Zudem hielt ich die Sprechstunde für diejenigen ab, die ein Bachelor-Studium in Deutschland anstreben. Andere Aufgaben, die regelmäßig anfielen, waren die Pflege der Webseite, Übersetzungsarbeiten und das Verfassen von Facebook-Posts über Deutschland, Stipendien oder kulturelle Ereignisse die etwas mit Deutschland zu tun haben. Ich führte unsere Beratungsstatistik und unterstützte das Informationszentrum bei allen weiteren Events die anstanden, wie Messen, Vorträge und Workshops.

Hattest Du Dir Deine Aufgaben so vorgestellt?

Bevor ich mich mit dem Informationszentrum in Verbindung gesetzt habe, hatte ich nicht gedacht, dass meine Aufgaben so vielfältig sein werden. Ich war deshalb wirklich positiv überrascht. Mir gefiel es besonders, dass ich mich nicht nur mit Übersetzungen und Statistiken beschäftigte, sondern auch mit Photoshop und unserer Website arbeiten konnte und direkten Kontakt zu den Interessenten hatte.

Wie sah Dein Leben neben der Arbeit in Bogotá aus? 

Neben der Arbeit machte ich vier bis fünf Mal die Woche Capoeira und lernte Gitarre. An den Wochenenden versuchte ich Ausflüge mit meinen Freundinnen und Mitbewohnern in die Umgebung zu machen, oder Bogotá zu erkunden. Die Stadt hat wirklich viel zu bieten und jeden Tag kann man etwas Neues entdecken. Und da ich mit elf Menschen in einer WG lebte, gab es immer jemanden zum Quatschen – langweilig wurde mir nie.

Was empfandest Du als die größte Herausforderung Deines Freiwilligendienstes?

Im Arbeitsalltag überlegte ich oft, welches Bild von Deutschland ich präsentierte und präsentieren soll. Ich hinterfragte dadurch fast täglich meine persönliche und kulturelle Identität, was zwar manchmal anstrengend sein konnte aber auch spannend war und viel Positives bringt.

Welche Veränderungen hast du bei dir selbst festgestellt? 

Im Rahmen meines Freiwilligendienstes beim DAAD habe ich sehr viel über die Hochschul- und Bildungspolitik in Deutschland aber auch in Kolumbien gelernt. Die Prozesse und Zusammenhänge in diesem Bereich kann ich nun schon besser verstehen. Ich merkte außerdem, dass ich das Deutschlandbild, so wie es in den Medien dargestellt wird, häufiger als früher hinterfragte. Auf der anderen Seite bin ich in vielen Dingen sehr viel gelassener, spontaner und entspannter geworden, denn mit dieser Einstellung ließ es sich besser in Kolumbien und einer so großen und chaotischen Stadt wie Bogotá leben.

Henriette in ihrer Einsatzstelle