Mara-Lisa Kuhlau

Mara-Lisa Kuhlau ist Lektorin des Robert-Bosch-Programms für Osteuropa und China in Tomsk, Westsibirien. 2012/2013 war sie zwölf Monate kulturweit-Freiwillige beim DAAD-Informationszentrum in Tiflis, Georgien.

Mara Kuhlau und Kolleginnen beim DAAD in Tiflis Mara Kulhau und Kolleginnen repräsentieren den DAAD

Entscheidung aus dem Bauch heraus

Ich wollte eigentlich nach Rumänien oder Bulgarien um meine Sprachkenntnisse aus meinem Bachelorstudium der Südosteuropastudien in Jena zu vertiefen. Dann wurde mir Georgien angeboten. Ohne mit der Wimper zu zucken, entschied ich mich, die zwölf Monate kulturweit-Freiwilligendienst in Tiflis anzunehmen. Vor allem auch, da ich tolle georgische Freunde in Hannover habe, die aus Tbilissi (georg. Bezeichnung für Tiflis) kommen und mich total stürmisch beglückwünschten.

Best Practice statt Worst Case

Kurz vor der Ausreise nach Georgien überkam mich ein kurzer Panikanfall, denn dieses kleine Land, das so groß ist wie Bayern, liegt eben doch zwischen Russland (Tschetschenien), Ost-Anatolien, dem Iran und Syrien. Meine größte Angst war jedoch nicht die geografische Lage, sondern die Befürchtung, in meiner Einsatzstelle nichts zu tun zu haben, mit meiner Chefin oder meinen Arbeitskolleginnen nicht auszukommen oder in langweiligen Aufgaben zu versinken. Doch weit gefehlt! Nichts, aber auch gar nichts dieser unnötigen Sorgen wurde zur Realität.

In meinem kulturweit-Jahr beim DAAD habe ich sehr viel über Veranstaltungsmanagement, Wissenschafts- und Wissenschaftler*innen-Austausch, Förderung und Fortbildung von Hochschullehrer*innen und die deutsche Sprache im Ausland gelernt. Ich durfte Hochschulsommerkurse organisieren und bei deren Durchführung helfen, habe Informationsveranstaltungen mitgestaltet und an staatlichen Universitäten Konversations- und Landeskunde-Tutorien gehalten.

Begeisterung für Deutschunterricht

Genau diese Tutorien waren eine absolut neue Erfahrung für mich. Ich, die immer ganz laut nach dem Abi geschrien hat "Ich werde NIEMALS Lehrerin!!!", unterrichtete an georgischen Universitäten die deutsche Sprache. Aber die Freude und das Interesse, das mir von den Studierenden entgegengebracht wurde, waren einmalig und haben mich auch darin bestärkt, mich persönlich mehr mit der deutschen Sprache und ihrer Vermittlung zu beschäftigen. Ich habe mich beim Goethe-Institut für den Fernstudienkurs "Methodik und Didaktik des fremdsprachlichen Deutschunterrichts" eingeschrieben und lerne nun die theoretischen Grundlagen für meine praktische Lehrtätigkeit.

Rückkehr nach Georgien

Nach meinem kulturweit-Jahr bin ich wieder nach Georgien und zu meiner Einsatzstelle, dem DAAD-Informationszentrum in Tbilissi, zurückgekehrt. Ich werde bis Ende Juni in Georgien bleiben und weitere Veranstaltungen wie das Alumni-Event oder Fach- und Hochschulsommerkurse organisieren und nebenbei auch noch weiter an der staatlichen Iwane-Dschawachischwili-Universität ein Tutorium für Studierende geben. Allerdings endet mein Aufenthalt in Georgien schon eher als geplant, da ich ab August als Lektorin des Robert-Bosch-Programms für Osteuropa und China nach Tomsk in Westsibirien gehen werde, um dort an der Polytechnischen Universität Deutsch zu unterrichten und Projekte zu initiieren.

Ich bin mir sicher, dass mir die Erfahrungen, die ich in der Zeit meines Freiwilligendienstes in Georgien gemacht habe, bei der Arbeit in Tomsk sehr helfen werden. Vor allem die Tatsache, dass ich bereits in Osteuropa unterrichtet habe, hat mir einen Pluspunkt bei dem Bosch-Programm eingebracht. Ich werde aber auch weiterhin mit dem Informationszentrum in Tbilissi in Verbindung bleiben, da Tomsk und Tbilissi Partnerstädte sind und ich auch in Tomsk mit dem DAAD Veranstaltungen planen werde.

Ich freue mich, nun als Alumna neuen kulturweit-Freiwilligen beim DAAD in Tbilissi bei Fragen zur Verfügung stehen zu können. Wie ich gesehen habe, gibt es auch in Tomsk kulturweit-Freiwillige. Ich könnte mir auch vorstellen dort etwas vor Ort mit den Freiwilligen zu organisieren und eine bessere Verknüpfung und Vernetzung, vielleicht auch zwischen Russland und Georgien, die nach dem Krieg 2008 zerstritten sind, zu unterstützen.