Lena Husemann

Lena Husemann arbeitet als Koordinatorin für den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. 2009/2010 war sie kulturweit-Freiwillige am Instituto Carlos Culmey in Misiones, Argentinien.

Lena und Kolleginnen Lena mit Schülern beim Fußballspielen Lena mit ihren Schülern in der Schule

Das Leben in einem anderen Land bedeutet die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und Sichtweisen, das Hinterfragen der eigenen Sozialisation, eine Horizonterweiterung im wahrsten Sinne des Wortes. Erfüllt hat sich meine Erwartung viel zu lernen, über mein Einsatzland Argentinien und über mich selbst.

kulturweit als Wegweiser

Rückblickend kann ich sagen, dass kulturweit DER Wegweiser für mich war. Wollte ich nach meinem kulturwissenschaftlichen Studium einfach "raus" und "weg", haben sich durch meinen Freiwilligendienst viele Türen geöffnet und meine berufliche Laufbahn ergeben. Und das kam so: So heißt es die ersten Wochen im nordöstlichen Zipfel des Landes Vokabeln und Grammatik lernen. Vorteil oder Nachteil – an unserer Schule können viele LehrerInnen und SchülerInnen deutsch, so dass Thomas und ich nicht darauf angewiesen sind Castilliano zu sprechen. Auch die Wurzeln unserer Gastmutter liegen in Deutschland. Überhaupt, Montecarlo erscheint uns durch die große Zahl an Eingewanderten wie eine kleine deutsche Gemeinde in Argentinien.

Kulturschock der anderen Art

Mein persönlicher Kulturschock wurde in Argentinien häufig durch Erlebnisse der anderen Art in meiner Gemeinde ausgelöst: Deutsche Weihnachtslieder bei 30 Grad, Oktoberfest samt Volkstänzen und Trachten, Spätzle und Kuckucksuhren und argentinische Rammsteinfans. Vor Ort sollten wir Angebote für die Kinder und Jugendlichen entwickeln, ihnen die verschiedenen Facetten deutscher Gegenwartskultur näherbringen.

So besprachen wir Songtexte von Wir sind Helden und Jan Delay, inszenierten Märchen, brachten neue Methoden in Spiel und Sport ein, organisierten einen Flohmarkt, durften mit auf Klassenfahrt nach Buenos Aires, versuchten uns an Lebkuchen aus dem Steinofen, bastelten und schwitzten, klärten über Mülltrennung auf, schauten Filme von Doris Dörrie und Fatih Akin – und immer wieder die Frage, wie sich Schnee anfühlt...

So konnten wir viel initiieren und lernten mit der Zeit auch, unser Bild von Argentinien zu erweitern und zu differenzieren: Tango und Tereré, Asado und Alfajores, Indigene und Iguazù, Eichmann und Empanadas, Maniok und Mate, Feuerland und Freundschaft, Kakteen und Kakerlaken, Pinochet und Peròn, Dulce de Leche und Daddy Yankee, Maradona und Milonga, Gardel und Gauchos, Bonbilla und Bombonera, Stromausfall und Sonnenbrand.

Sanftes Zurückkommen

Als ich nach Deutschland zurückkam, war gerade Frühlingsanfang. Mein "Re-Entry-Schock" war dadurch zum Glück nicht allzu groß, da ich mich weiter im kulturweit-Kontext bewegte: Ich konnte im Rahmen eines sechsmonatigen Praktikums bei kulturweit in Berlin hinter die Kulissen eines internationalen Freiwilligendienstes schauen. Hierbei konnte ich im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Logistik, Alumniarbeit, dem Bewerbungs- und Auswahlverfahren und der Projekt- und Seminarkoordination Erfahrungen sammeln. Die Aufgabenvielfalt und das Miteinander im Team haben immer viel Spaß gemacht.

Seit September 2010 arbeite ich als Bildungsreferentin bei der Landesvereinigung kulturelle Kinder und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. als Koordinatorin für den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. Meine Aufgaben hier umfassen die Betreuung ehemaliger, aktueller und zukünftiger Freiwilliger in neun Ländern, die Konzeption ihrer Seminare, die Kommunikation mit den Partnerinnen und Partnern im globalen Süden, aber auch viel Schreibtischarbeit.

Beruflich ein kleiner Teil des "Wegweisens" sein

In diesem Rahmen hatte ich bereits die Gelegenheit einige unserer Einsatzstellen in Togo, Ghana und Südafrika zu besuchen. Die Arbeit ist abwechslungsreich und ich kann meine persönlichen Erfahrungen immer wieder einbringen. Nun betreue ich schon den fünften Zyklus von Jugendlichen und freue mich bei jeder neuen Ausreise, ein kleiner Teil des "Wegweisens" sein zu können.