Libreville ist eine Hauptstadt und Gabun ein Land, das nicht viele Menschen auf der Weltkarte finden werden. Die Bevölkerung des afrikanischen Landes am Äquator, das zwar flächenmäßig größer als Großbritannien ist, umfasst nur 2 Millionen Einwohner*innen. Diese sind im Schnitt gerade einmal Anfang 20. Die jungen Gabuner*innen sind daher sprichwörtlich der Schlüssel zur Zukunft des Landes. Wie stellen sich junge Gabuner*innen ihre eigene Zukunft vor, wie die ihres Landes? Und welche Annahmen liegen diesen Vorstellungen zugrunde, wie können aus Visionen Taten werden? Dies war das Thema der UNESCO-Veranstaltung „Laboratories of the New World / Young People Imagine Libreville, a Pacific and Sustainable City, To The Horizon 2050“ vom 9. bis 13. Dezember 2019.
„Futures Literacy“ – junge Visionen
Die UNESCO-Veranstaltungsreihe "Imagining Africa's Futures“ läuft seit 2017. Sie soll zu den Zielen und Visionen der Agenda 2063 der Afrikanischen Union und der Agenda 2030 der Vereinten Nationen beitragen, damit möglichst viele afrikanische Akteure über die Zukunft Afrikas nachdenken und damit ihre Zukunft aktiv gestalten. Die UNESCO nutzt dazu das Instrument „Futures Literacy“, um die Fähigkeit der Vorstellung der Zukunft als Handlungswerkzeug für das Heute zu entdecken und umzusetzen. Der Workshop in Gabun lief damit auch unter dem Titel „Futures Literacy Laboratories“ und testete „Futures Literacy“ mit jungen Gabuner*innen. Ziel war, Handlungsideen von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu entwerfen, die als Orientierung für die Politik dienen können. So wurde der Workshop in Gabun neben dem UNESCO-Büro Libreville und der gabunischen UNESCO-Nationalkommission durch den Bürgermeister der Stadt unterstützt.
Das UNESCO-Büro in Libreville hatte 30 junge Teilnehmer*innen zwischen 18 und 35 Jahren mit unterschiedlichen Hintergründen aus den sechs verschiedenen Stadtvierteln Librevilles ausgewählt. Damit wurde ein besonders breites Spektrum der gabunischen Jugend abgedeckt und interdisziplinäres Zusammenarbeiten ermöglicht. Unter den Teilnehmer*innen waren für Gabun ungewöhnliche berufliche Hintergründe vertreten. So war beispielsweise ein gabunischer Landwirt dabei, obwohl in Gabun eher wenig Landwirtschaft betrieben wird und viele Lebensmittel aus dem Nachbarland Kamerun oder aus Frankreich stammen. Ebenso ein Künstler, eine Bühnenbildnerin, drei Architekt*innen – obwohl sich an der Universität Libreville keine gestalterischen Studiengänge belegen lassen und die moderne Kunst- und Kulturszene verhältnismäßig klein ist. Auf diese Weise kamen Visionär*innen und innovativ denkende junge Menschen zusammen.
Handlungsziele entwerfen
Vor der eigentlichen Veranstaltung wurde den Teilnehmer*innen an drei Tagen der Ablauf sowie die Methode der Futures Literacy erläutert und Teambuilding ermöglicht. Während der Veranstaltung selbst bearbeiteten die Teilnehmer*innen in Kleingruppen eine Vielzahl von Hypothesen der Zukunft, um neue Lösungen für Probleme zu finden und Handlungsziele für das Heute zu entwerfen. Die Stimmung während der Konferenz war voller Energie. Von früh morgens bis spät abends wurde intensiv über die Anliegen der Gesellschaft und der Jugend diskutiert, während und außerhalb der Konferenzformate. Dabei standen vor allem die Themen der Wohnungsnot, und der Zugang zu Trinkwasser und Elektrizität im Vordergrund. Aber auch Themen wie Naturschutz, Tourismus und die Verbindung zwischen Tradition und Moderne wurden vielfach diskutiert.