Ich dachte immer, ich sei albern, aber die sind hier noch Albaner
Seit zwei Wochen bin ich nun in der Hauptstadt eines europäischen Landes, in dem es weder MC Donalds noch Ikea gibt, dafür aber unzählige Bunker, Orangenbäume und wohlschmeckenden Kaffee.
Kaum in Tirana angekommen, erhielt ich viele hilfreiche Empfehlungen. Besonders wurden mir Schafskäseschnecken bei einem Bäcker um die Ecke ans Herz gelegt. An meinem ersten Arbeitstag führte mich mein Weg daher zu einer freundlichen Bäckersfrau, die nach einigen pantomimischen Kunsttücken meinerseits die ersehnte Käseschnecke auf den Tresen legte und mir den Preis nannte. Dies wiederum stellte mich vor zweierlei Probleme: Zum einen scheinen die "Shqipetaren", wie sich die Einwohner Albaniens selbst nennen, ihre Währungsreform im Alltag nicht anzuerkennen. Im Zuge dieser Währungsreform wurde eine Null gestrichen, so dass 1000 neue Lek dem Wert von 10.000 alten Lek entsprechen. Auf Preisschildern und bei mündlich genannten Preisen wird dies jedoch nicht eingehalten. Man kauft also beispielsweise ein Brot, das eigentlich nur 100 Lek kostet, der genannte Preis lautet aber 1000 Lek. Schon albern, dieses neue und alte Leksystem.
sechs Monate kein allmorgendliches Nutellabrot
Nun gut, da ich die Zahlen zu diesem Zeitpunkt sowieso noch nicht konnte, wollte ich der Verkäuferin einfach einen neuen 5000-Lek-Schein (40 €) geben, den mir der Automat am Vortag ausgespuckt hatte. Womit ich mich mit dem nächsten Problem konfrontiert sah: Mit einem 5000-Lek-Schein zu bezahlen, ist in den kleinen Geschäften ein Ding der Unmöglichkeit. Die Bäckerin machte mir verständlich, dass ich die Käseschnecke einfach so mitnehmen solle. Ich schloss sie augenblicklich in mein Herz und die nächsten sechs Monate wird es kein allmorgendliches Nutellabrot geben, sondern eine Käseschnecke. Den täglichen Einkauf verbinde ich jeweils mit einem neuen Satz, den ich lerne und mit meiner Bäckerin austausche. Morgen möchte ich herausfinden, wie die Käseschnecke auf Albanisch eigentlich heißt.