Usá la Basura - ein deutsch-argentinisches Umweltbildungsprogramm

Er stinkt zum Himmel. Jeder verursacht ihn. Er entsteht überall auf der Welt und wird täglich zunehmend mehr: Müll. Allein die argentinische Millionenstadt Buenos Aires produziert an einem Tag mehr als 5000 Tonnen Abfall. Sieben kulturweit-Freiwillige versuchen auf kreative Art und Weise ein langfristiges Umdenken zu bewirken.

Vermeiden, Wiederverwenden, Recyceln
- drei Handlungsmaximen

Usá la Basura (aus dem Spanischen übersetzt: Nutze den Müll) ist ein Umweltbildungsprogramm, das in diesem Jahr bereits an mehr als 20 deutsch-argentinischen Schulen des Großraums Buenos Aires durchgeführt wird. Hintergrund ist ein zunehmendes Problem mit der Abfallentsorgung durch steigende Bevölkerungszahlen, starkes Wirtschaftswachstum sowie der damit verbundene Anstieg des Konsums. Ziel der Initiative ist es, ausgehend vom Thema Müll, ein Umweltbildungsprogramm einzuführen und ein System zur aktiven Müllvermeidung und -trennung an den Schulen zu etablieren.

Usá la Basura setzt am Bewusstsein der Schüler*innen für ihre eigene Müllproduktion an. Theoretisch und praktisch lernen sie, welche Arten von Müll es gibt, wie er entsorgt werden kann und wie jede*r Einzelne durch die Anwendung des 3R-Prinzips – "Reduce, Reuse, Recycl" – in der Schule und zu Hause beim Schutz der Umwelt und im Kampf gegen den Klimawandel mitwirken kann. Hinter diesem Prinzip steckt die Idee, dass Müll vermieden und ein Großteil der entstandenen Abfälle sinnvoll wieder genutzt werden können.

Corinna und Mitfreiwilliger mit Urkunde Schüler des Umweltbildungsprogramms in Argentinien hinter bunten Mülltonnen

Eine Schule versucht, einen Unterschied zu machen

Corina Oblinger konnte als kulturweit-Freiwillige an der Escuela Alemana Técnica in Moreno miterleben, wie das Projekt Usá la Basura Schritt für Schritt die dauerhafte Einrichtung eines Mülltrennungssystems an ihrer Schule initiiert.

"Ich freue mich sehr, dass ich an diesem Projekt teilnehmen kann, denn – anders als in Deutschland – ist der Müll hier allgegenwärtig: Es wird viel Plastikmüll produziert, der dann auf der Straße landet. Die Müllabfuhr kommt jedoch sehr unregelmäßig – auch wenn die Menschen dafür bezahlt haben. Hier in Moreno gibt es keine geschlossenen Mülltonnen, die man – wie in Deutschland – zu festen Zeiten auf die Straße stellt, damit sie geleert werden. Stattdessen befinden sich vor den Häusern Behältnisse für den Hausmüll. Auf einem ca. 1,5 Meter hohen Pfahl ist eine Art Fahrradkorb montiert. Darin platzieren die Menschen ihre Mülltüten. Leider gibt es hier aber auch viele hungrige Straßenhunde, die auf der Suche nach Essbarem die Tüten aufreißen. So kommt es, dass hier überall auf den Straßen sehr viel Müll liegt.

Für mich ist dies eine ganz neue Erfahrung, die ich so aus Deutschland nicht kenne. Umso mehr freut es mich zu sehen, wie meine Schule versucht, einen Unterschied zu machen, um die Kinder für das Thema zu sensibilisieren. Zunächst wurde analysiert, wo in der Schule welche Art von Müll anfällt. An diese Stellen werden später verschieden farbige Mülltonnen platziert. Die Schüler*innen sollen zur Mülltrennung animiert werden, ohne dass es für sie einen zusätzlichen Zusatzaufwand bedeutet. Ehe man allerdings anfangen kann, die Mülltonnen in der Schule aufzustellen, muss klar sein, wer den jeweiligen Müll aus der Schule abholt. In Moreno gibt es momentan nur eine normale Müllabfuhr, die den Abfall gemischt einsammelt. Das soll aber vermieden werden, denn sonst wären die Anstrengungen der Schule ja im Endeffekt umsonst."

Theorie und Praxis gehen Hand in Hand

Yasemin Günther, kulturweit-Freiwillige an der Deutschen Schule Hurlingham, unterstützet Usá la Basura an ihrer Einsatzstelle bereits im Jahr 2011. Sie hat den Eindruck, dass das Projekt zur Stärkung des Umweltbewusstseins bei den Schüler*innen sehr wichtig ist.

"Wir beschäftigen uns mehrere Unterrichtstunden pro Woche bilingual, d.h. auf Deutsch und Spanisch, mit dem Thema Umwelt. In der Theorie geht es um die Geschichte des Recyclings, Klimaschutz, Mülltrennung und vieles mehr. Darüber hinaus trennen wir in der Schule den Abfall. Es gibt jedes Jahr eine Projektklasse, die den Müll der Schule einmal pro Woche während der Schulzeit sortiert. Dabei trennen wir besonders die Plastikflaschen vom Restmüll. Deren Plastikdeckel werden einem Kinderkrankenhaus gestiftet, mit dem unsere Schule kooperiert. Von dem verkauften Plastik werden Material und Geräte für das Krankenhaus gekauft. Sogar die Eltern der Schüler*innen bringen Plastikflaschen und Plastikdeckel zur Wiederverwertung in die Schule mit, um diese Initiative zu unterstützen.

Es ist ein positiver Faktor, dass die Schüler*innen während der Mülltrennung selbst aktiv werden und damit einen Ausgleich zu der theoretischen Einheit haben. So verstärkt sich das Bewusstsein für die Mengen an Müll, die jeder täglich produziert. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch einer lokalen Müllverbrennungsanlage. Dies ist ein sehr prägendes Erlebnis und wichtig, um zu verstehen, warum ein anderer Umgang mit Müll wichtig ist."

An der Deutschen Schule Hurlingham wurden durch das Projekt Usá la Basura bereits sehr viele gute Ansätze initiiert. So lernen schon die Kinder im Kindergarten spielerisch den richtigen Umgang mit der Umwelt. Ein neues Projekt hat es sich zum Ziel gemacht, die Grundschüler*innen mit dem wichtigen Thema Umwelt in Kontakt zu bringen. Umweltgruppen aus der Sekundarstufe bringen den jüngeren Schüler*innen das Thema altersgerecht näher. Auf diese Weise gibt Usá la Basura immer wieder Anstöße zum Aktivwerden und zur Weitergabe eigener Erfahrungen.