Mehr als Bier und Eishockey

Amelie Keller hat im Freiwilligendienst 12 Monate lang das Gymnázium Křenová in Teschechien unterstützt. Im September 2021 ist sie nach Brno ausgereist und hat seitdem eine Menge erlebt.

Amelie sitzt an einem Berg und schaut in die Ferne. Bild vom Gymnasium an dem Amelie ihr FSJ verbracht hat. Panorama von Brno.

„Warum gehst du denn in die Tschechei?“ Mit dieser Frage wurde ich regelmäßig konfrontiert, als ich verkündete, ab September ein Jahr lang ein Freiwilliges Soziales Jahr in der tschechischen Stadt Brno zu machen. Darauf hatte ich zwei Antworten - erstens: Das heißt Tschechien und zweitens: Warum nicht? Für manche mag ein Auslandsjahr in einem Nachbarland langweilig klingen, für mich hatte gerade die enge geschichtliche und kulturelle Verbundenheit zu Deutschland seinen Reiz. Denn mal ehrlich, wie viel wissen wir wirklich über Tschechien, außer, dass es gutes Bier gibt?

Die nächste Frage, die mir oft gestellt wurde war: „Und was machst du da?“ Darauf kann ich voller Stolz antworten: Jede Menge! An meiner Einsatzstelle, dem Gymnázium Křenová in Brno, gab es für mich ab der ersten Sekunde jede Menge zu tun. Ich durfte im Unterricht unterstützen, Projekte, zum Beispiel zur Bundespräsidentenwahl oder eine Schulzeitung, vorbereiten und umsetzen und bei der Vorbereitung auf Jugend debattiert und die DSDII-Prüfung helfen.

„Ist das alleine nicht schwierig?“, fragten manche auch.

Ja, es ist schwierig, in ein fremdes Land zu kommen, dessen Sprache man nicht spricht und in dem man niemanden kennt.

Es gab schwierige Situationen. Momente in denen ich Heimweh hatte oder auf Hindernisse gestoßen bin.

Von einer dieser Schwierigkeiten möchte ich auch kurz erzählen. In einer der Klassen, die ich unterstützte, war sofort klar: Deutsch ist hier unbeliebt. Nach ein paar Wochen war ich kurz davor, hinzuschmeißen.

Ich habe dennoch weitergemacht und was soll ich sagen?

Es hat sich gelohnt.

Irgendwann hat sich die Stimmung zum Positiven geändert und ich habe gemerkt, dass es sich lohnt, dranzubleiben und an den Schwierigkeiten zu arbeiten.

Und ganz alleine bin ich ja auch nicht. Ich habe in den Schüler*innen, Tschech*innen und in anderen Freiwilligen tolle Freund*innen gefunden und hoffe, dass diese Freundschaften auch in Zukunft bestehen bleiben.

„Warum lernst du Tschechisch?“, wurde ich vor allem von Tschech*innen gefragt. Erstens, weil ich muss und zweitens, weil ich will. Ich will mich mit den Menschen hier in ihrer Muttersprache verständigen, schließlich bringe ich ihnen auch meine bei.

„Hat das Jahr etwas genützt?“ Diese Frage stelle ich mir wohl selbst am meisten. War ich der Schule eine Hilfe? Ich hoffe es und die Wertschätzung, die ich hier erfahren habe, stimmt mich positiv, dass nicht nur ich etwas aus dem Jahr mitnehmen konnte.

Denn, auf die Frage „Wie war’s?“, kann ich nur sagen: Großartig!

Warum? Meine Antwort besteht aus ganz vielen verschiedenen Dingen, die dieses Jahr alle zu etwas Besonderem gemacht haben. Zunächst die Menschen die ich kennenlernen durfte und die mich mit einer unglaublichen Offenheit aufgenommen haben, von der ich mir eine Scheibe abschneiden möchte. All das, was ich über Tschechien gelernt habe.

In Zukunft werde ich eine ganze Reihe an Erklärungen liefern können, warum wir Deutschen uns mehr mit unserem Nachbarn beschäftigen sollten.

Ich habe mich selbst besser kennengelernt, mich weiterentwickelt und gelernt selbstbewusster und dankbar zu sein. Ganz besonders für dieses Jahr und für alles, was damit verbunden ist