"Von 50 Journalisten sind durchschnittlich zehn weiblich", schätzt Ko Letyar Tun. Heute ist der NGO-Mitarbeiter jedoch ausnahmsweise der einzige Mann auf der Bühne. Umringt wird er von Vertreterinnen verschiedener burmesischer Medien, die während der alljährlichen "Ethnischen Medienkonferenz" in der Kleinstadt Hpa-An im Osten Myanmars über Frauen im Journalismus diskutieren. Es ist April 2018 und auf der Konferenz ist es die einzige Podiumsdiskussion, an der mehr als eine Frau teilnimmt.
Frauenförderung "wenig nachhaltig"
Auf den ersten Blick könnte die Debatte in jedem Land der Welt stattfinden. Von Problemen beim Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Schwangerschaft ist die Rede. Von fehlender familiärer und staatlicher Unterstützung. "Wir haben [in unserer Redaktion] noch eine vergleichsweise gute Frauenquote", berichtet die Journalistin Seng Mai. Sie arbeitet bei "mizzima", einem der größten privaten Medienhäuser des Landes. Gehe es allerdings um Führungspositionen, seien Frauen kaum noch vertreten.
Das liege zum einen an strukturellen Problemen: "Viele Chefredakteure senden lieber Männer zu den teuren Ausbildungstrainings", sagt sie. Frauen könnten nach einer eventuellen Schwangerschaft schließlich aussteigen – Investitionen in ihre Karrieren würden als "wenig nachhaltig" für die Redaktion wahrgenommen. Außerdem erführen die Journalistinnen kaum familiären Rückhalt, sollten sie sich für eine Karriere in den Medien entscheiden. Zu riskant sei das Berufsfeld und schlecht vereinbar mit häuslichen Pflichten.
Ein Job mit hoher körperlicher Belastung
Zusätzlich weist Myanmars "Gender-Gap" jedoch Besonderheiten auf, die in anderen Ländern weniger präsent sind. Körperliche Unversehrtheit und Belastbarkeit sind dabei die drängendsten Aspekte. Auf der Bühne berichten die Journalistinnen, dass sie keinen Zutritt zu den vom Militär abgeriegelten Kampfgebieten Myanmars bekommen. "Selbst die Chancen für Männer sind gering", sagt Seng Mai.
In vielen der sieben ethnischen Staaten des Landes finden noch immer bewaffnete Konflikte statt, wobei die Problematik im Rakhine Staat, aus dem seit vergangenem Jahr hunderttausende Rohingya flüchten, international am bekanntesten ist. Sollte eine Frau – zum Beispiel durch gute Kontakte – doch einen Zugang zu den abgeriegelten Gebieten erhalten, sei die Belastung auf Dauer extrem hoch, führt Seng Mai aus. Nicht viele Frauen könnten sich für diesen Beruf begeistern, der körperlich eine so große Herausforderung darstellt.