2017

pad/zfa
albanien

Entdeckungstour in einer neuen Welt

Anfangs vom ungewohnten Verkehrsaufkommen überfordert, lernte "Dorfkind" Tamara Albaniens Hauptstadt Tirana auch von einer anderen Seiten kennen.

"Was machst du nach deinem Abitur?" "Ich werde für ein halbes Jahr ein FSJ in Albanien machen." "Wo liegt das denn? Das ist nicht gerade ungefährlich dort, oder?"

So ungefähr lief es ab, als ich Freunden und Bekannten von meinem Vorhaben erzählt habe. Es gab nur wenige, die von Anfang an davon begeistert waren. Aber das ist auch kein Wunder, wenn die wenigen Artikel im Netz den Drogenproblemen in diesem Land gewidmet sind. Nur auf Reiseblogs kann man die Schönheit dieses Landes erahnen. Wunderschöne Landschaftsbilder des albanischen Gebirges und der unberührten Strände mit kristallklarem Wasser sprechen dabei für sich.

Leben in einer Großstadt

Trotz der Bedenken mancher machte ich mich im letzten Herbst auf in mein persönliches Auslandsabenteuer. In Tirana angekommen wurde ich direkt von allen herzlich aufgenommen. Was mich dort erwartete, waren aber fürs erste keine unberührten Strände. Totales Verkehrschaos, Kühe auf dem Grünstreifen der Schnellstraße und heruntergekommene Gebäude. Als Dorfkind war es für mich neu, in einer Großstadt zu leben und Tirana ist eine der ganz besonderen Art.

Anfangs war ich etwas mit der komplett fremden Sprache und von dem chaotischen Verkehr überfordert. Mit der Zeit lernte ich einige Floskeln auf "shqip" und wie man sicher über die Straße kommt. Dadurch, dass Tirana nicht wirklich wie eine Hauptstadt, sondern eher wie eine Kleinstadt wirkt, war es dann auch nicht unbedingt ein großer Anpassungsprozess.

Blick über die Dächer Tiranas Blick auf einen großen Platz. Im Hintergrund ein Gebäude mit großem, buntem Wandbild.

Unerwartete Schönheit

Während meiner Zeit hier wurde ich immer wieder gefragt, was ich denn hier mache. Auch viele Einheimische konnten es nicht verstehen. Ich bereue es aber keinesfalls. Das FSJ gab mir neben meiner vielseitigen Arbeit an dem Gymnasium "Sami Frashëri" die Möglichkeit, den Balkan zu entdecken. Davor hatte ich keinen blassen Schimmer von der Geschichte oder der Länderanordnung. Durch meine Reisen konnte ich viele Kulturen kennen lernen, die sich teilweise sehr ähnlich und dennoch total verschieden sind.

Der Balkan war zwar nicht unbedingt die Region, an die ich dachte, als ich mein Auslandsjahr plante, aber genau das machte es besonders. Dadurch, dass ich mich auf etwas für mich komplett Unbekanntes eingelassen habe, habe ich wunderschöne Plätze entdeckt, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie existieren. Budapest habe ich im weihnachtlichen Flair erkundet und Ulcinj hat mich mit seiner Küstenlandschaft beeindruckt.

Friede, Freude, Eierkuchen?

Natürlich lief während meines Aufenthaltes nicht alles wie am Schnürchen, das hatte ich auch nicht erwartet. Ich musste erst an neuen Aufgaben und Herausforderungen wachsen, was seine Zeit dauerte und woran ich auch öfter scheiterte. Das waren Momente, in denen das Heimweh am größten war. Auch wenn hier fast alles auf den ersten Blick sehr ähnlich aussieht, ist doch vieles komplett verschieden. Das macht den Drang größer, zurück in seine Komfortzone, das wohlbekannte Zuhause zurückzugehen.

Es war immer wieder schwer dagegen anzukämpfen. Die gemütlichen Cafés und neue Freundschaften halfen mir aber. Es lohnte sich, in dieser für mich neuen Welt auf Entdeckungstour zu gehen und es macht es dann auch schöner, wieder mit all den gesammelten Eindrücken nach Hause zurückzukehren.