2015

UNESCO-
Nationalkommission
Sambia
 

Eine Stadt. Große Aufregung. Lusaka.

Markus Leithold war für sechs Monate bei der UNESCO-Nationalkommission in Lusaka, Sambia.

Unzählige Schnellstraßen, die als kraftvolle Adern den Pulsschlag der Großstadt bestimmen, Shopping Malls, in denen Kaufrauschsüchtige ihre vollendete Erfüllung finden, und Menschen, die in adretten Business-Outfits mit dem Handy am Ohr zur berstenden Bushaltestelle eilen: Nicht in New York, Bangkok oder einem anderen Wespennest dieser Erde, sondern in der großen Unbekannten – Lusaka, Hauptstadt von Sambia und dem Ort meiner Einsatzstelle, der UNESCO-Nationalkommission.

Das Ringen um den Bestpreis für schnurpsige Mangos

Zwischen violett blühende Jacaranda-Bäume, allerlei Buden, die mit zuckerhaltigen Durstlöschern und dem Nationalsnack Nshima rechts und links des Weges aufwarten, und Taxifahrer, die um die Gunst ihrer entnervten Kunden buhlen, schiebt sich der Hotspot Sambias. Viele Metropolen dieser Welt haben so etwas, das Sehenswürdigkeit genannt wird. Lusaka ist hier eine Ausnahme, aber im Laufe meines Aufenthaltes haben sich viele Dinge zu kleineren und größeren Attraktionen entwickelt: Der Gang über den geschäftigen Kamwala-Markt bei der Suche nach den schönsten Chitenge-Stoffen (und der günstigsten Haarverlängerung), das Bummeln entlang der Cairo Road, auf der von Klobürsten bis zum 7er BMW alles feilgeboten wird, das Ringen um den Bestpreis für schnurpsige Mangos an den Straßenständen oder im Minibus seiner Transpiration freien Lauf zu lassen.

Auf der Arbeit: Ein bisschen von allem

Nach kurzer Nacht erwartete mich schon am ersten Tag einer der Höhepunkte im Büro, als mich eine Kollegin auf Grund meines jungenhaften Äußeren als ihren Adoptivsohn vorstellte. Neben aufschlussreichen Gesprächen über Gott und die Welt konnte ich in den Bereichen Kommunikation und Information sowie Kultur Einblicke in die Arbeit der Nationalkommission erhalten. Die kümmert sich außerdem auch in den Ressorts Bildung, Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften um die Umsetzung von Projekten auf der Grundlage der UNESCO-Beschlüsse.

Straßenszene in Lusaka, Sambia Straßenszene in Lusaka, ein Bus fährt durchs Bild Löwenjunges in Sambia

Für den Jahresbericht durfte ich eigene UNESCO-relevante Artikel verfassen, die Facebook-Seite der Kommission ins Leben rufen und betreuen, in Windeseile einen Antrag für ein selbst initiiertes Projekt erstellen und zwischendrin immer mal wieder technische und organisatorische Unterstützung bei Veranstaltungen und dem Schreiben von Berichten leisten. Ich durfte den Karneval der Kulturen à la Lusaka besuchen und beim Einräumen von Computern in einem Community Centre im Compound (Slum) helfen. Anders als es der mitteleuropäische Praktikant vielleicht gewohnt sein mag, war sehr häufig meine Kreativität und Geduld beim Überbrücken von Leerlaufzeiten oder den täglichen Stromausfällen gefragt. Ein Tipp: Die Supermarktkette Shoprite hat ein ausuferndes Angebot und Generatoren.

Sambias smaragdgrüne Savannen

Da mein Aufenthalt auch in die von November bis April dauernde Regenzeit fiel, konnte ich Sambias landschaftliche Schönheit auf zahlreichen kürzeren und längeren Genussreisen mit in die Jahre gekommenen plüschigen Bussen erleben: Saftig grüne Savannen und blätterbehangene Brachystegia-Bäume, blühende Akazien und majestätisch dahinplätschernde Flüsse mit allerhand bissigen Krokodilen und schwergewichtigen Flusspferden. Das Knorrige und Braune der Trockenzeit war neuer Energie gewichen – leider hatten sich dann die meisten der putzigen Antilopen und langhalsigen Ikonentiere hinter das satte Grün verlustiert.

Ob auf Tour durch die Barotse-Flutebenen bei Mongu oder einer Kanufahrt auf dem mächtigen Sambesi, das Land hat mich jedes Mal staunen lassen. Die erhellendste Erkenntnis aber war, dass Sambias Schätze nicht nur in Fauna und Flora liegen, sondern vor allem seine Menschen sind.