2018

Deutsche Welle
Akademie
Ghana

Das Leben ist ein Zickzackkurs

An die Geräuschkulisse ihres neuen Zuhauses auf Zeit musste sich Laura erst gewöhnen. Doch auch was erstmal als Chaos scheint, kann langsam seine Ordnung finden. Lauras Freiwilligendienst in Ghana war ein voller Erfolg.

Morgens 07:45 Uhr. Ich verlasse meine Wohnung, um zur Deutschen Welle Akademie zu gelangen. Während ich noch relativ verschlafen bin, sind die Straßen in Accras Stadtviertel Osu schon laut und belebt. Die Straßenhändler*innen nicken mir freundlich zu und ich mache mich auf den Weg zu meiner Trotro-Station. Ich verfolge laute Gespräche, Gelächter und Gesang auf meinem kurzen Weg. Und ich werde ständig angehupt. Ein Zeichen, dass ein Taxifahrer frei ist, ich zu weit auf der Straße laufe oder sich ein Auto einer Kreuzung nähert.

Die Geräuschkulisse Accras ist ein Hupkonzert.

An der Hauptstraße angekommen, werde ich von gerufenen Orten begrüßt, denn so signalisieren die Fahrer und Mates (so werden die Begleiter in den Trotros genannt) in welche Richtung sie fahren, und ich versuche mein bekanntes "Madina, Adenta, Legon, Madina!" rauszuhören. Ich begebe mich in das Gewusel, um einen Platz im Trotro zu ergattern.

Während der Fahrt beobachte ich die unzähligen Straßenverkäufer*innen, die Getränke, Essen und allen möglichen Kleinkram auf ihren Köpfen tragen und auf der Straße anbieten. Da der Verkehr in Accra mehr steht, als läuft, habe ich ständig die Gelegenheit dazu. Außerdem beobachte ich waghalsige Wendemanöver, Motorradfahrer, die zwischen den Autos vorbeipreschen und die Verkäufer*innen, die Richtung Straßenrand rennen, sobald die Ampel grün wird. In meinen ersten Wochen dachte ich "Wie zur Hölle soll ich mich in diesem Chaos jemals zurechtfinden?". Und doch war dieses Chaos für mich irgendwann geordnet und normal.

Blick auf Cape Cost, eine Bucht mit vielen am Stand liegenden Booten.

Die Arbeit bei der Deutsche Welle Akademie lies mich in die Medienlandschaft Ghanas eintauchen. Ich lernte unterschiedliche Partnerorganisationen kennen, half bei der Organisation von Workshops und war bei Events mit meiner Kamera anzutreffen. Ich habe viel aus den unzähligen Diskussionen und Meetings mitgenommen: Wie kann die Medienlandschaft Ghanas noch weiter verbessert werden? Wo liegen die Stärken und Schwächen? Wie steht es um die Menschenrechte im Land und wie wird das Thema kommuniziert? Und was muss man gegen den praktizierten Bezahljournalismus unternehmen? Ich befand mich in einem Umfeld engagierter und interessierter Mitarbeiter*innen.

Das Leben verläuft nie gradlinig.

Ghana war meine erste Reise in ein Land des globalen Südens und natürlich lief nicht immer alles glatt. Ich bin an meine Grenzen gestoßen und habe gelernt, damit umzugehen. Auf der anderen Seite wurde ich so herzlich in diesem Land empfangen – "Akwaaba, wie gefällt es dir in unserem Land?" beantwortete ich häufig und gerne – und ich habe die Menschen in meiner Umgebung, meine Straße, mein Zuhause auf Zeit so ins Herz geschlossen. Während meiner Reisen habe ich dieses Land als unglaublich freundlich und vielfältig kennengelernt. Am Ende bin ich auf jeden Fall um eine große Erfahrung reicher und ich möchte die Zeit auf keinen Fall missen. Accra hat mich eins gelehrt – das Leben verläuft nie gradlinig und man gelangt trotzdem ans Ziel. Ein kunterbunter Chaoshaufen eben.