In Bischkek das Weite suchen

Belana Dietz verbrachte 2019 für sechs Monate ihren kulturweit-Freiwilligendienst in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek. Auch wenn sie Anfangs großen Respekt vor dieser Herausforderung hatte, traute sie sich und blickte weit über den eigenen Tellerrand hinaus.

Das Bild zeig das traditionell kirgisische Spiel Kök Börö Das Bild zeigt einen Palast in Bischkek

Mir wurde kulturweit von Bekannten empfohlen, als ich ihnen erzählte, dass ich nach dem Schulabschluss unbedingt für längere Zeit ins Ausland gehen möchte. Als ich mir dann die Website von kulturweit ansah, war ich absolut davon überzeugt, die passende Organisation für mich gefunden zu haben. Allerdings klang alles viel zu gut, um wahr zu sein: interessante Partnerorganisationen und Einsatzstellen im bildungspolitischen Bereich, Einsatzorte, von denen ich bisher noch nie gehört hatte sowie finanzielle als auch pädagogische Unterstützung. Das übertraf alle Vorstellungen, die ich bis dato von einem Freiwilligendienst im Ausland hatte.

Ich war mir auch nicht sicher, ob ich bei der Bewerbung würde überzeugen können. Ich war noch Schüler*in und gerade einmal 17 Jahre alt und hatte bisher keine beeindruckenden Referenzen, die ich hätte angeben können.

Ich habe mich trotzdem beworben, weil ich mir diese einmalige Chance nicht entgehen lassen wollte

– und letztendlich hat es auch geklappt.

Anfang April 2019 bekam ich meine Zusage: Ich würde mit dem Pädagogischen Austauschdienst an die Hermann Gmeiner Schule in die Hauptstadt Kirgisistans, nach Bischkek, gehen. Ich war überglücklich und aufgeregt, weil bereits die Vorbereitungen ein kleines Abenteuer waren: Reiseschutzimpfungen, Visabeantragung, Wohnungssuche.

Auf dem Vorbereitungsseminar für die Machtzusammenhänge in der Welt und meine Rolle als Freiwillige, für Themen wie Rassismus und Kolonialismus sensibilisiert, ging es los.

Der Aufenthalt und die Arbeit an der Schule waren jeden Tag voller neuer Erfahrungen, an denen ich wachsen konnte.

Vieles erforderte Spontanität und eine schnelle Anpassung an unvorhergesehene Ereignisse. Das war absolut nicht immer einfach. Am Anfang hatte es mich besonders herausgefordert meinen Platz an der Schule zu finden und Aufgaben, an denen ich unterstützend mitwirken könnte. Meine größte Befürchtung war vor allem keine Bereicherung sein zu können, was sich letztendlich aber nicht bestätigt hat.

An der Schule selbst habe ich an kleineren Projekten mit den Schüler*innen gearbeitet, die den Deutschunterricht begleitet haben. So habe ich ihnen beispielsweise Jugendsprache beigebracht, mithilfe von Pantomimen die neuen Vokabeln wiederholt oder Lesewettbewerbe der PASCH-Initiative begleitet. In Zusammenarbeit mit meinen kulturweit-Kolleg*innen haben wir ein Projekt eines ehemaligen Freiwilligen weitergeführt: Interaktivistan – Insiderwissen verbindet. Dabei handelt es sich um eine Website, auf der kirgisische Schüler*innen, die Deutsch lernen, mit kreativen Beiträgen über ihr Land berichten.

Natürlich war auch Zeit das Land und die Leute kennenzulernen. Neu gewonnene Freund*innen haben für uns auf dem Basar verhandelt, uns zu traditionellen kirgisischen Spielen oder sogar auf Feste von Verwandten mitgenommen. Ich bin mit einem Koffer voller neuer Eindrücke und einem grundlegend anderen Blick auf die Welt und ihre (Macht-)Strukturen nach Hause gekommen.

Was ich allen Interessierten nur raten kann: Bewerbt euch und gebt alle Talente an, die ihr habt. Solange ihr aufmerksam und motiviert seid, könnt ihr euch kulturweit engagieren!