Auf der anderen Seite Griechenlands

Kristina Vasilevskaja unterstützte 2021 als kulturweit-Freiwillige die Arbeit im UNESCO-Geopark Chelmos-Vouraikos auf der Halbinsel Peloponnes in Griechenland.

 Kristina Vasilevskaja und ein*e Kolleg*in auf einem Berg Bergpanorama im Geopark  Kristina Vasilevskaja auf einem Berg

Da, wo im Winter Athener*innen Ski fahren, sollte ich im UNESCO-Geopark Chelmos-Vouraikos meinen Freiwilligendienst absolvieren. Nach dem Abitur wollte ich unbedingt das Weite suchen, am liebsten natürlich außerhalb Europas. Während der Corona-Pandemie war ich deshalb mehr als froh, überhaupt ausreisen zu dürfen. Am Telefon wurde ich gefragt: „Griechenland?” Und ich sagte: „Ja“ - ohne auch nur darüber nachzudenken. Griechenland ist überall anders, abhängig davon, wohin man geht. Das Griechenland, das ich kennenlernen durfte, war nicht das Griechenland auf den Postkarten mit den weißen Häusern und tiefblauen Dächern. Und darüber bin ich rückblickend sehr froh.

Kalavryta, das weder wirklich Dorf noch Stadt ist, war mein Aufenthaltsort und das Herz des Geoparks,

dessen Besonderheit das Gebirge und die Flora und Fauna ist. Als Freiwillige war ich in meiner Arbeit sehr frei, konnte mich eigenen Projekten widmen und durfte gemeinsam mit einem Geologen Pflanzen suchen, Schmetterlinge fotografieren und neue Orte des Geoparks entdecken.

Einmal sind wir zum Chelmos (ein Bergmassiv im Norden der Peloponnes, auch Aroania genannt) gefahren, um dort nach bestimmten Pflanzen zu suchen. Auf der Höhe von 2000 Metern gab es im Sommer noch immer Schneewände und wir hatten Schwierigkeiten entlang der Steigung auf den schmalen, nahezu nicht vorhandenen Pfaden zu gehen. Dort merkte ich, wie klein wir Menschen sind, im Vergleich zu Bergen und diesen gewaltigen Naturmassen. 

Jeder Tag war eine neue Chance, das zu tun, worauf ich Lust hatte

und gleichzeitig eine Chance, meine Fremdsprachenkenntnisse auf die Probe zu stellen. Ich bin so viel spazieren gegangen, dass ich dafür bekannt geworden bin. Ich habe immer gehofft, Neues zu entdecken und mich dabei selbst besser zu verstehen. An Orte zu gehen, an denen ich vorher noch nie war. Mit Menschen zu sprechen, die mich wahrscheinlich nicht immer verstehen würden, selbst wenn ich mit anstrengte.

Wenn etwas nicht klappte, dann versuchte ich es noch einmal und auch wenn ich mich davor scheute, den selben Weg zurückzugehen, ging es manchmal nicht anders. All das war jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung.

Selbst Wochen und Monate nach meinem Freiwilligendienst merke ich, manchmal einfach in Gesprächen, wie sehr die Zeit mein Denken und meinen Blick geschärft hat. Griechenland wird mir nun immer eine vertraute Bekannte von früher sein, die mich gelehrt hat, meiner Umgebung sensibel und aufrichtig gegenüber zu treten. Nach Ende des Freiwilligendienstes habe ich außerdem festgestellt, wie ich meine Prioritäten anders und bewusst setze und mich gezielt auf das konzentriere, was mich erfüllt und was Sinn für mich ergibt.