„Ein echtes Highlight in meinem Leben“

Von September bis November 2019 hospitierte Radwa Essam aus Ägypten im Projekt „Gemeinsam freiwillig engagiert“ im Kleist-Museum in Frankfurt an der Oder.

Radwa Essam verbachte drei Monate in Frankfurt an der Oder

Mein Name ist Radwa und habe meine Hospitation mit kulturweit im Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) gemacht. Drei Monate voller neuer Erfahrungen, Freundschaften, Erkenntnissen, vieler Hochs und weniger Tiefs waren ein echtes Highlight in meinem Leben.

Ich fühle mich als hätte ich ein ganzes Leben gelebt – dabei war ich doch nur drei Monate weg.

Nach erfolgreich bestandenem Bewerbungsprozess war es dann endlich soweit: Im August packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg nach Berlin. Die Tage vor meinem Hinflug war ich sehr aufgeregt. Die Angst vor allem Negativen, was passieren könnte, war so groß, dass es mir schwer fiel, nur ein bisschen Vorfreude aufzubauen. Doch haben das Vorbereitungsseminar, die warme Begrüßung in meiner Einsatzstelle Kleist-Museum sowie die gute Atmosphäre in meinem Wohnheim mir dabei geholfen, mich schnell zurechtzufinden.

Kurz möchte ich von meinen Aufgaben in meiner Einsatzstelle berichten. Im Kleist-Museum habe ich vielfältige Veranstaltungen unterstützt. Beispielsweise habe ich bereits am „Fest der Vielfalt“ teilgenommen und dafür eine Führung durch die Ausstellung in deutscher Sprache vorbereitet. Im Bereich „Kulturelle Bildung“ habe ich an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen, vor allem im Kleist-Kosmos. Es handelte sich dabei um ein Schulprojekt, das mir die Gelegenheit gab, mit Schülern verschiedener Altersstufen zu arbeiten. Mir ist bewusst, wie wichtig es ist, jungen Menschen den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen.

Ich bin daher stolz, eine kleine Rolle dabei gespielt zu haben.

Mit meinen Kolleginnen haben wir einen Social-Media-Redaktionsplan entwickelt, damit wir den Überblick über neue Beiträge auf Instagram behalten. Was besonders für mich ist, ist die Erfahrung innerhalb von drei Monaten einen Eindruck von der Arbeitsatmosphäre in Deutschland in verschiedenen Bereichen gewinnen zu können.

Was ich sah, als ich über den Tellerrand schaute

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, so Karl Valentin. Dem stimme ich jetzt nach meiner Hospitation zu. Denn in einem Literaturmuseum geht es nicht nur um die reine Literatur. Ich habe gelernt, dass es vor allem um die Art und Weise der Vermittlung geht. Im Kleist-Museum geschieht dies vor allem in den Abteilungen Museumspädagogik, Outreach-Management und im Programmbereich, der für das Begleitprogramm zuständig ist. All dies konnte ich bisher kennenlernen und war damit sehr zufrieden.

Eine wichtige Sache, die ich herausgefunden habe:

Die Welt ist so viel größer und vielseitiger, als wir uns sie immer vorstellen.

Ich habe vor allem mehr Selbstvertrauen gewonnen, weil ich mich alleine in eine andere Welt aufgemacht und mich in einer anderen Kultur und Umgebung zurechtgefunden habe. Persönlich befand ich mich während meiner Hospitation in einer Selbstfindungsphase. Um sich selbst zu entdecken, gibt es zwei Methoden: entweder die Denker-Methode oder die Action-Methode. In diesen drei Monaten habe ich die zweite Methode angewandt. Alles Mögliche habe ich im Kleist-Museum ausprobiert. Durch die Arbeit, mein WG-Leben, sogar durch meine Reisen an den Wochenenden habe ich herausgefunden, was mir wirklich Spaß bereitet und wo ich im Leben hin will.

Das einzige Traurige ist, dass die drei Monate schon vorbei sind. Die schöne Zeit während der Vor- und Nachbereitungseminaren, die Arbeit in meiner Einsatzstelle sowie meine neue Freunde werde ich sehr vermissen. Doch bin ich sicher, dass diese Erfahrung mich noch mein ganzes Leben lang prägen wird.