3 FragenanChristian Lütgens
Christian Lütgens reiste 2017 mit kulturweit nach Rumänien. Im Interview erzählt er uns, an welche Erlebnisse im Freiwilligendienst er sich besonders gern erinnert und wie er sich heute im Alumni-Netzwerk engagiert.
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Welches Erlebnis während deines kulturweit-Freiwilligendienstes war besonders eindrucksvoll?
Strömender Regen, kein Handyempfang und auf der Rückbank des alten Mercedes-Vans zehn energiegeladene Kinder. Wir waren irgendwo im rumänischen Nirgendwo. Auf einem Feldweg mit riesigen Schlaglöchern. Es war ein heißer Sommer und ich verbrachte ihn an einem Ort, der nicht einmal auf Google Maps existiert. Ein Dorf, das für mehrere Wochen in eine Kinderspielstadt umgewandelt wurde. Die Kinder konnten spielerisch Erwachsensein und Demokratie ausprobieren. Neben tagesaktuellen Geschäften bei Polizei und auf dem Markt, wurde auch mal gerne die Bank ausgeraubt oder eine Hochzeit gefeiert. Am Abend wurden die Kinder von uns, den Helfer*innen, zum Abendessen zu ihren Schlafhütten im Nachbardorf gebracht.
Und wie das im Sommer manchmal so ist, gab es auch mal feuchtwarme Schauer und grollendes Gewitter. Unter diesen Bedingungen mussten wir die Schüler*innen eines Abends mit dem Van zurück zu ihren Zimmern bringen. Da waren wir nun, irgendwo im Nirgendwo. Strömender Regen, kein Netz und das Auto blieb im Matsch stecken. Die Kids fanden das super aufregend und jauchzten vor lauter Spaß, während die Reifen durchdrehten. Uns aber blieb nichts anderes übrig, als den Van mit den bloßen Händen aus dem Loch zu schieben – umgeben von Matsch und noch mehr Matsch und unter einem dunklen Himmel im strömenden Regen. Am Ende schafften wir es gemeinsam, dem Van den entscheidenden Schub zu geben, sodass die Räder wieder Halt fanden und wir es gemeinsam mit den Kindern zum warmen Abendessen schafften.
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Welcher Kontakt hat dich während deines Freiwilligendienstes besonders geprägt?
Auf jeden Fall meine Ansprechperson vor Ort! Zsuzsánna „Zsuzsi“ und ich schreiben heute noch regelmäßig miteinander. Dabei denke ich auch immer wieder an die Zeit in Târgu Mureș zurück. Denn sie stand mir stets mit Rat und Humor zur Seite. Die Lebensumstände dort sind nicht immer so einfach wie hier und viele Privilegien, die ich aus Deutschland kannte, habe ich auch erst während des Freiwilligendienstes als solche wahrgenommen. Deswegen war und bin ich umso beeindruckter, dass Zsuzsánna immer engagiert und offenherzig war.
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Wie engagierst du dich heute als Alumnus bei kulturweit?
UNESCO-Themen wie Nachhaltigkeit finde ich wichtig für unser alltägliches Handeln. Mitunter kommen diese Gesprächsthemen aber in meinem Studium oder Elternhaus zu kurz. Deshalb schätze ich es sehr, dass kulturweit Möglichkeiten zur Weiterbildung zu diesen Themen bietet. All die Seminare bieten eine tolle Chance, am Ball zu bleiben und den Freiwilligendienst nicht nach sechs oder zwölf Monaten im Ausland zu beenden. Außerdem finde ich es super, anderen Menschen von meinen Erfahrungen berichten zu dürfen und wie sie mich bereichert haben – beispielsweise am kulturweit-Stand auf Messen.
Dabei ergeben sich auch ganz unerwartete Begegnungen: Wenn man alte Weggefährt*innen wiedersieht und umarmen kann. Oder wenn man mit Interessierten auf Messen redet, dieselben Gesichter dann plötzlich beim Vorbereitungsseminar am Werbellinsee trifft und erfährt, dass sie sich letztlich aufgrund dieses Gesprächs beworben haben. Von all den bunten kulturweitMenschen begleitet zu werden und sie auch selbst begleiten zu dürfen, finde ich ganz schön erfüllend!