Sophia inSofia

Sophia engagierte sich im Rahmen von kulturweit am Goethe-Institut in Sofia und entdeckte Bulgarien – ein Land, das sie zuvor kaum kannte – mit großer Neugier und Offenheit. Die Kombination aus spannenden Projekten in der Kulturarbeit, beeindruckender Natur und reicher Geschichte machte ihren Freiwilligendienst zu einer unvergesslichen Erfahrung.

Liebe kulturweit-Interessierte,
vor ein paar Monaten steckte ich in euren Schuhen und wusste noch nicht, wohin es mich verschlagen würde. Dann bekam ich ein Einsatzstellenangebot für Bulgarien. Ich wusste, dass Sofia
die Hauptstadt ist, und dass dort das kyrillische Alphabet verwendet wird, aber das war’s auch schon. Also informierte ich mich über das Land, die Sprache und die politische Lage. Osteuropa war nicht Teil meiner ursprünglichen Pläne, eigentlich wollte ich meine Spanischkenntnisse vertiefen. Würde ich trotzdem wieder nach Bulgarien gehen? Definitiv!

Ich beschloss, dass ich mein Spanisch auch zu einer späteren Zeit noch üben könnte und begann, mich richtig auf die Zeit auf der Balkanhalbinsel zu freuen. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass jedes Land dieser Welt spannende und schöne Seiten hat und dass Bulgarien keine Ausnahme ist. Und ich wurde auf keinen Fall enttäuscht! 

Natürlich blicke ich aus einer privilegierten Perspektive auf das Ganze. Für die Einheimischen ist es nicht immer einfach, beispielsweise, weil das Einkommensniveau hier eines der niedrigsten in Europa ist und die politische Situation alles andere als einfach ist. Am 27. Oktober 2024 fanden zum siebten Mal in dreieinhalb Jahren Wahlen statt und während ich das (im Dezember) schreibe, ist immer noch keine stabile Regierung zustande gekommen. Viele Bulgar*innen emigrieren nach Deutschland, was man zum Beispiel an der großen Begeisterung für die deutsche Sprache und Kultur merkt. Übrigens hat unter anderem das niedrige Einkommensniveau zur Folge, dass die Preise relativ niedrig sind, sodass man sich auch als Freiwillige oder Freiwilliger den ein oder anderen Café- beziehungsweise Restaurantbesuch oder Reisen quer durchs Land genehmigen kann.

Bulgarien hat außerdem eine wirklich vielfältige Geschichte, von den Thrakern über die Römer
bis hin zu den Osmanen und der sozialistischen Zeit - es lassen sich viele Spuren aus den verschiedenen Jahrhunderten entdecken. Besonders Plovdiv und Veliko Tarnovo sind einen Besuch wert. Bus- und Zugreisen sind wirklich preiswert und weil Bulgarien relativ zentral im Balkan liegt (Sofia hieß früher auch Sredets oder Serdika vom bulgarischen Wort „Sreda” für Mitte), kann man die Balkanhalbinsel gut erkunden - man kommt beispielsweise schnell nach Griechenland, Nordmazedonien und Serbien. Und nicht nur das - über Weihnachten können wir Sofioter Freiwillige vergleichsweise leicht Familie und Freund*innen zu Hause besuchen.

Wanderfreund*innen werden hier ebenso glücklich, ich habe die Natur - wie etwa das Vitosha-Gebirge direkt vor Sofias Tür - sehr genossen. Für viele ist das kyrillische Alphabet neu, aber die meisten haben sich schnell eingefunden. Manche finden die Plattenbauten gewöhnungsbedürftig, merken aber auch, dass viele Wohnungen von innen viel wärmer und gemütlicher eingerichtet sind, als sie von außen vermuten lassen. Für mich war beides nicht neu, deswegen hatte ich nicht einmal einen richtigen Kulturschock, sondern habe mich direkt sehr wohlgefühlt.

Ein sehr entscheidender Faktor für meine positive Erfahrung hier ist meine große Zufriedenheit mit meiner Einsatzstelle, dem Goethe-Institut in Sofia. Ich bekomme vielfältige Einblicke in die Kulturarbeit, die Atmosphäre am Institut ist äußerst angenehm (alle Menschen, die hier arbeiten, sind sehr freundlich und hilfsbereit), und ich durfte schon einige Projekte mitgestalten – etwa ein Interview mit einer Künstlerin in Plovdiv führen und anschließend eine Reportage verfassen, einen eigenen Weihnachtsquizabend unter dem Motto „Merry Quizmas!“ organisieren, bei der Öffentlichkeitsarbeit für Konzerte und Ausstellungen mitwirken und vieles mehr.

Sofia selbst ist eine faszinierende Mischung aus Geschichte und Moderne. Prunkvolle Kirchen wie die Alexander-Newski-Kathedrale stehen neben gemütlichen Cafés, und Parks wie Borisova Gradina laden zu Spaziergängen ein. Im „Toleranz-Dreieck“ Sofias stehen eine Synagoge, eine Moschee und eine Kirche so nah beieinander, dass man auch die Vielfalt der Religionen direkt sehen kann. Zudem habe ich mich in Sofia generell sehr sicher gefühlt, besonders im Zentrum und auch später am Abend.

Wenn du überlegst, nach Bulgarien zu gehen, kann ich es dir nur ans Herz legen. Natürlich macht jeder unterschiedliche Erfahrungen, aber meistens lohnt es sich, sich unvoreingenommen darauf einzulassen und mit seinem Köfferchen voll Offenheit Neues zu entdecken!

  • Musiker*innen bei einem Konzert im Goethe Institut
  • Sophia steht vor dem Buzludzha-Denkmal, einem runden Gebäude aus Beton
  • Sophia sitzt in einem Sessel im Goethe Institut
  • Blick über die Dächer einer Stadt mit rosa Wolken
  • Blick von einem Berg auf einen der sieben Rila-Seen