Sechs Monate im Landder Entdecker*innenund Seefahrer*innen
Solveig Vorfeld hat im Naturfreiwilligendienst 6 Monate im Geopark Terras de Cavaleiros in Portugal gearbeitet. Dabei hat sie sie einige Lektionen gelernt.
Silbergraugrüne Olivenbäume, ausgeblichenes helles Blaugrün der Flechten, steinige Erde, viele Brauntöne und ein blauer See. Mit diesen Farben würde ich den Geopark Terras de Cavaleiros in Nordportugal beschreiben, in dem ich sechs Monate meinen Naturfreiwilligendienst verbracht habe. Durch Gespräche mit meinen beiden Vorfreiwilligen war ich sehr gut vorbereitet auf die Umstände, auf die ich getroffen bin. Und trotzdem bin ich immer wieder überrascht worden.
Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass ich zu viel Zeit haben könnte? In Deutschland hatte ich doch immer zu wenig! Da ich vor meiner Ausreise mit meiner Ansprechpartnerin vor Ort gesprochen hatte, wusste ich, dass ich sehr viele Freiheiten haben würde. Was genau das wirklich für mich bedeutete, wusste ich aber nicht. So stand ich sechs Monate vor der Aufgabe meinen Tag sinnvoll zu füllen. Man sollte meinen, dass das einfach sei, aber für mich war es eine große Herausforderung.
Ich war es gewohnt, Leistung zu erbringen und jetzt war ich plötzlich in einer Situation, in der ich keine Leistung abliefern musste. Das war meine erste Lektion hier.
Das Büro des Geoparks kümmert sich hier um alle Aktionen, in die Tourist*innen involviert sein könnten. Vom Weihnachtsmarkt über Karneval bis zur Jagdmesse. Zudem finden anlassbezogen Bildungsaktionen in Schulen statt. Geforscht wird hier nicht. Da ich nicht in die Planung der Aktionen involviert war und teilweise zu spät von ihnen mitbekommen habe, fiel es mir recht schwer, für mich mich einzubringen, auch wenn ich immer wieder eingeladen wurde, meine Ideen mitzuteilen. Im Kollegium habe ich mich sehr wohl gefühlt. Die Atmosphäre war freundschaftlich, man hat zusammen Mittag gegessen, ist wandern gegangen und hat sich unterstützt.
Nachdem ich von dem Gedanken „Aber ich muss doch…“ Abstand gewonnen hatte, habe ich ein Auge für die kleinen Freuden bekommen: die Echse in der Sonne, der Granatapfel am Baum, die rauschenden Wasserrinnen nach dem Regen, die Greifvögel in der Luft, die Kollegin, die immer nach meinem Wohlbefinden fragt. Und nach und nach habe ich die freie Zeit und Gestaltungsfreiheit annehmen können.
„Ich finde es richtig mutig, dass du das machst.“
Das hat mir eine Freundin vor der Ausreise gesagt. Mit Mut habe ich meinen Freiwilligendienst im Vorfeld gar nicht assoziiert. Jetzt im Nachhinein verstehe ich es. Es ist mutig, sechs Monate in einem anderen Land zu leben, egal wie ähnlich es dem Heimatland ist. Es ist mutig, sich einen neuen Alltag einzurichten und Kompromisse zu suchen. Es ist mutig, seine Komfortzone zu verlassen. Für mich war der Freiwilligendienst eine wertvolle Erfahrung. Ich habe nicht nur begonnen, ein Land kennenzulernen, Menschen getroffen und mich an einer neuen Sprache probiert, sondern konnte persönliche Themen bearbeiten. Natürlich war nicht alles immer schön, aber das gehört dazu.
Ich bin sicher, dass sich erst zu Hause richtig zeigen wird, inwieweit mich mein Freiwilligendienst verändert hat. Ich freue mich schon darauf!