Abenteuer Klassenzimmer:Ein FSJ in derSlowakei
Kaum selbst die Schule beendet, da engagiert sich Johanna als Freiwillige an einer Schule in der Slowakei. Dabei entdeckt sie, wie viel Spaß es ihr macht, vor einer Klasse zu stehen.
„Warte, du bist jünger als wir?“
Das hat mich einer der Schüler an meinem Geburtstag gefragt, der eigentlich dachte, dass ich mindestens 23 Jahre alt sei.
Und ja, irgendwie war es schon komisch, zwei Monate nach der Abi-Verleihung auf der „anderen“ Seite des Klassenzimmers zu stehen, vor allem, wenn die Schüler*innen des Abschlussjahrgangs älter sind als man selbst. Irgendwo im Verlauf der letzten zwölf Monate habe ich mich daran gewöhnt, bin immer besser darin geworden, die Schüler*innen einzuschätzen und habe festgestellt, wie viel Spaß es mir macht, vor einer Klasse zu stehen.
Hi, ich bin Johanna, 19 Jahre alt und war für ein Jahr am Gymnázium Poštova 9 in Košice, der zweitgrößten Stadt der Slowakei. In meiner Zeit hier habe ich den Deutschunterricht unterstützt, Schüler*innen bei der Vorbereitung auf die Prüfungen fürs Deutsche Sprachdiplom (DSD l) und die Deutsch-Olympiade geholfen und an einigen Projekten mitgearbeitet.
In der Schule
Mit der Zeit habe ich gelernt, dass es zwei mögliche Reaktionen gibt, wenn ich in ein Klassenzimmer komme. Entweder Freude, weil die Stunden mit mir meistens mehr Spaß machen oder Nervosität, weil ich anders Deutsch spreche, als die Schüler*innen es gewohnt sind.
Besonders schön war, dass sich Klassen immer mehr gefreut haben, je öfter ich im Unterricht war. Das kann auch daran gelegen haben, dass es umso mehr Rätsel und Spiele gab, je näher wir den Sommerferien gekommen sind.
Projektarbeiten sind besser, wenn man sie freiwillig macht
Die Projekte waren immer spannend. Sie waren eine Abwechslung vom Alltag, der sich doch schneller eingeschlichen hatte als erwartet. Egal ob bei Jugend debattiert oder bei „PASCH on Tour“, es waren wirklich motivierte Schüler*innen dabei, denen man angemerkt hat, wie viel Spaß sie an Deutsch haben. Am Abend vor der Halbfinal-Debatte zum Beispiel saßen wie mit allen Freiwilligen, den Debattant*innen und einigen Alumni zusammen und haben uns über unsere deutschen Lieblingswörter unterhalten. Daraus entstand eine Mini-Debatte und jeder hat seinen persönlichen Favoriten verteidigt, bevor wir uns den besten slowakischen Wörtern gewidmet haben. Was slowakische Wörter angeht, sind wir, meine Mitbewohnerin Luna (auch eine kulturweit-Freiwillige) und ich uns ziemlich einig. Unsere Top 2 sind „zimná bunda“ und „čučoriedka“, also Winterjacke und Heidelbeere.
Pantomime kann deinen Tag retten
Das Wichtigste, was ich in den letzten Monaten gelernt habe, ist, dass man in jeder Situation irgendwie klarkommt. Mein liebstes Beispiel hierfür ist, als ich und meine Mitbewohnerin die Stadt Michalovce besuchen wollten und zufällig in einem ukrainischen Reisebus gelandet sind. Da wir nicht gut genug Ukrainisch, Russisch oder Slowakisch sprechen und der Busfahrer weder Englisch noch Deutsch konnte, wussten wir nicht, ob wir in der Slowakei bleiben oder ungeplant in die Ukraine einreisen. Die Mischung aus Slowakisch, Russisch und ganz viel Pantomime hat am Ende doch gereicht und wir sind in Michalovce angekommen!
Abschied
Am Ende nehme ich eine Menge wunderschöne Erinnerungen an die Slowakei mit und bin immer noch überrascht, wie schnell aus einem fremden Ort ein Zuhause werden kann.