Ein Zuhausein der Ferne
Ein halbes Jahr verbrachte Zaira in Ghana. Neben ihrer täglichen Arbeit in der ghanaischen UNESCO-Nationalkommission entwickelte sie ein Schulprojekt zum Thema Plastik und Recycling.
"Zuhause" denke ich, als ich in die Okodan Road einbiege und auf das Haus mit der orangefarbenen Wand zugehe. Die Menschen vor Ort nennen es das Obroni-Haus (Obroni = Weiße*r in Twi), weil die Hausbesitzerin "Mummy" vor allem an Expats vermietet. Die Straßenhändler*innen vor dem Haus sind mir genauso bekannt wie die alltägliche Geräuschkulisse, die durch das Hupen der Taxifahrer*innen, das Tuten der Eisverkäufer*innen, das Lachen der Kinder sowie die Musik von der nahegelegenen Oxfordstreet bestimmt wird. Dieser Soundtrack beschreibt das bunte, oft auf der Straße stattfindende Leben in Ghanas Hauptstadt Accra. Trotz der fast 30.000 Einwohner zeichnet sich die Großstadt durch Kleinstadtatmosphäre aus. Die Nachbarn kennen sich und interessieren sich füreinander, Hühner und Ziegen laufen über die Straße und es herrscht ein großes Gemeinschaftsgefühl.
Eröffnungsgebete und Recycling
Auch auf der Arbeit wurde ich sehr nett von meinen Kollegen*innen empfangen. Die Arbeit in der UNESCO-Nationalkommission in Accra hat es mir ermöglicht, Einblicke in das Leben und die Arbeitsweise in einem anderen Land zu erhalten. Anders als in Deutschland fingen Meetings schon mal mit 2-3 Stunden Verspätung an und Veranstaltungen, Geburtstagsfeiern oder Dienstreisen starteten mit einem Eröffnungsgebet.
Zu meinen Aufgaben zählten vor allem administrative Tätigkeiten sowie die Organisation von Veranstaltungen und das Verfassen von Berichten. Während meines Aufenthalts hatte ich das Glück an der 60 Jahr-Feier der Nationalkommission teilzunehmen, die Eröffnung des ersten "Museum of Lights" in Ghana zu begleiten und an der Feier zum Global Earth Day sowie an Besprechungen zur strategischen Organisation der UNESCO Ghana teilzunehmen. Dabei habe ich sowohl Minister*innen als auch zivilgesellschaftliche Organisationen kennengelernt und ein größeres Verständnis für die Arbeit der UNESCO und die Herausforderungen in Ghana erlangt.
Als Highlight meiner Arbeit in der Nationalkommission konnte ich auch ein eigenes Projekt umsetzen. Im Rahmen des UNESCO-Schulnetzwerkes habe ich Unterrichtsmaterialien zum Thema Plastikmüll entwickelt und konnte dieses in sechs Schulen in Ho, im Osten Ghanas, den Lehrer*innen und Schüler*innen vorstellen. In einem spielerischen Workshop haben wir die Kinder über die Folgen von Plastik aufgeklärt und mit ihnen über Recyling-Methoden gesprochen. Trotz Sprachproblemen – im Osten spricht man vorrangig Ewe – haben die Kinder gut mitgearbeitet und Interesse gezeigt.
Die eigene Komfortzone verlassen
Insgesamt kann ich sagen, dass ich ein sehr ereignisreiches halbes Jahr in Ghana verbracht habe und die Menschen mit ihrer offenen Art ins Herz geschlossen habe. Ich habe neue Freund*innen gewonnen und viel für mich gelernt. Es gab häufig kleinere Situationen, auf der Arbeit oder auch privat, in denen ich über meinen Schatten gesprungen bin und meine eigene Komfortzone verlassen habe. Vermutlich waren diese Situationen die lehrreichsten und eindrucksvollsten Erfahrungen, die ich gesammelt habe.