Ich packe meinenKoffer und nehmemit: Vielseitigkeit
Annchristin verbrachte ihren Freiwilligendienst in Ulcinj, Montenegro. Trotz einiger Schwierigkeiten vor Ort blickt sie dankbar und postiv auf ihre Zeit in Montenegro zurück.
Du erhältst eine E-Mail, die dich mitten in ein Abenteuer stürzt. Die dich ein Land kennenlernen lässt, das dir vorher nicht wirklich ein Begriff war und von dessen Vielfältigkeit du erstaunt "zurückgelassen" wirst.
Ich bin ein Fernsehkind
Ich lebe in Ulcinj, der südlichsten Stadt Montengros, einen Katzensprung von Albanien entfernt und genieße den Blick auf das Meer von meinem Bett aus. Meine Arbeit ist entspannt, aber nie langweilig. Am Morgen arbeite ich in einer Grundschule und am Nachmittag im Gymnasium nebenan. Zurückblickend denke ich schon, dass meine Arbeit besonders ist, denn ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen zusammen, die durch das Fernsehen begonnen haben Deutsch zu lernen und wahre Naturtalente sind. Ihr Ziel ist es, das DSD II-Diplom zu erlangen und vielleicht eines Tages ein Stipendium für ein Studium zu erhalten.
Für mich bedeutet das vor allem, nah an den Schülern zu sein und sie in ihren Bestrebungen zu unterstützen, z.B. durch die Erstellung von Präsentationen, das Beantworten von Fragen oder Hilfestellung beim Schreiben von Aufsätzen. Was mich jedoch tatsächlich stolz macht ist, dass ich zusammen mit meinem Ansprechpartner einen Austausch mit einer deutschen Schule auf die Beine stellen konnte. Na klar, diesen Austausch gab es schon länger, aber das finale Ergebnis zu sehen, ist etwas, was mir persönlich viel gegeben hat.
Besonderheiten sind keine Seltenheit
Zusammenfassend fällt mir erst jetzt auf, wie viel Neues ich kennengelernt habe. In meiner ersten Woche stand ich auf einer alten Ruine und blickte in die Bucht von Kotor. Etwas so Eindrucksvolles kannte ich zuvor noch nicht. Im Januar sah ich den Mandelbaum blühen und die Sonne schien stärker, als sie es manchmal in Deutschland tut, dazu ein langer Spaziergang an der Küste entlang. Weiter im Norden schneite es so stark, dass die Menschen mit Skiern zur Arbeit fuhren.
Montenegro ist nicht umsonst der Geheimtipp des Balkans, 7 Nationalparks unterstreichen die wundervolle Natur eines solch kleinen Landes, das erst 2006 unabhängig wurde. Das Land Montenegro mag nicht allen ein Begriff sein, aber das sollte es in Zukunft werden.
Probleme sind da, um sie zu lösen – aber wie?
Problemfrei im Ausland zu leben ist keine Erwartung, die ich an mein FSJ gestellt habe. Eine Sprache zu lernen, die keinen romanischen Bezug hat, fiel mir unglaublich schwer. Doch für dieses Problem fand sich einfach eine hier gegebene Lösung – fast alle sprechen Deutsch. Ein viel schwerwiegenderes Problem war jedoch die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung. Wenn zunächst keine Lösung gefunden werden kann, alle Parteien sich uneinig sind, steht man mitten drin und ist wortwörtlich hilflos. Ich habe kein Problem zuzugeben, dass ich Mitschuld trage an dem gescheiterten Versuch der Beantragung, denn häufig redet man doch aneinander vorbei.
Man kommt nie wieder, wie man ging
Während meiner Zeit im Ausland habe ich einiges gelernt: Offenheit für neue Dinge und die Akzeptanz, dass nicht alles gelingt, wie man es sich vorstellt. Ich habe gelernt, allein zu leben und selbständig Dinge anzupacken, von denen ich vorher keinen Schimmer hatte, zuzuhören und daraus zu lernen. Ich habe viel durch Kommunikation gelernt, aber was ich wohl am meisten mitnehme, sind gute Freunde und mehr Verständnis für Dinge, die sich nicht innerhalb meiner Komfortzone abspielen.